Bad König – oder vielleicht erst nur König, denn der Bad-Titel wurde der Odenwaldgemeinde im Jahre 1948
verliehen. Aber was man sagen kann: Es sind die Nachkriegsjahre-auch später in den 1950er Jahren- im Nachhinein
„liebevoll und unkritisch“ als Wirtschaftswunderjahre bezeichnet.
Auf alle Fälle gab es hier im Odenwald und besonders in Bad König(wieder) die ersten Fachgeschäfte, die
Selbstbewusstsein ausstrahlen, obwohl das Artikelangebot bei weitem nicht so üppig ist, war wie in unseren jetzigen
Jahren.
Unsere Aufnahme zeigt die „Storch-Drogerie“ in der mittleren Bahnhofstraße auf westlicher Seite.
(Foto: Bilddatenbank des HGV Bad König e.V.)
Zwei Damen und ein Herr stellen sich dem unbekannten Photographen -wir schreiben es so, wie damals noch
rechtschreibkonform- und das doch fast „photogen“ gekonnt: Links daneben im Freien befindet sich eine Waage zum
Messen des körpereigenen Gewichtes- der „letzte Schrei“ damals. „10 Pfennige rein“ -und der Zeiger oben am
„Ableserund“ offenbart das Kilogramm-Gewicht der betreffenden Person. Und nebenbei steht noch ein Werbeschild
für „Tempo“- dem (später weltweiten) Symbol und Synonym für „Schnupftücher“- und das in „Blütenweiß“, wie es
es uns die Schwarz-Weiß-Fernseh-Werbung zumindest in den späten 1950er Jahren verkünden wird.
Eine Überraschung ist auch die „offene“ Werbung für „Camelia“- Binden für die Frau der unmittelbaren
Nachkriegseineinhalbjahrzehnte (und auch bis heute)!
„Die Produkte von Camelia® setzen von Anfang an Maßstäbe. So produziert Camelia® bereits 1926 die erste Damenbinde der Welt und legt 1937 gleich mit einer praktischen Sportbinde nach. 1949 ist es dann soweit, die Camelia® Perfecta im Strickschlauch erobert den Markt und 1958 erscheint die Camelia® Record, bei dieser ersetzt ein intelligenter Vlieseinschlag den Mull.“ (Quelle: Camelia-Story/Internetauszug v. 04.01.2018)
Über der Schaufensterfront befinden sich zusätzlich in rechteckiger Umrahmung die hauptsächlichen
Verkaufsofferten von „Photo-Berle“ im Quintett: Kaffee, Farben, Photo, Lacke, Tee.
Der allmähliche Strukturwandel im bundesdeutschen Nachkriegshandel setzte allmählich „Stück für Stück“ mit den Gründungen von ersten Handelshöfen bzw. Supermärkten ein, die in Form teilweise von Ketten und heutzutage von einem flächendeckenden Netz von Handelsgiganten, daneben Drogeriediscountern und Baumärkten wie Möbelhäusern im heutigen Gesamtdeutschland infrastrukturell dominiert werden. Parallel dazu baut sich der Online-Handel verstärkt auf.
(Text: Reinhold Nisch/HGV Bad König e.V.)