Bad Königs Historische Kapelle … jetzt in neuem Ambiente davor!

                                                                         

(Sämtliche Fotos: Fotos: Reinhold Veit, HGV Bad König e.V.)

Am 16. März 2021 wurde der neue, sich historisch wie denkmalgemäß angleichende Handlauf linker Hand zum Aufgang zur Historischen Kapelle auf dem Friedhof Bad König installiert. Das neue Geländer fügt sich passend- in Schwarzton gehalten- sowohl in die Struktur des ganzen Ensembles, also  des sogenannten Gräfinnen-Grabes wie auch in die weitere Geländer- und Handlauf bzw. Zaun- wie Torstrukturen im gesamten Ensembleschutz-Bereich dieses ältesten Friedhofareales ein.

Zudem wurde der Aufgang einige Wochen zuvor auch neu hergestellt, weil der alte Zustand durch starkes Absenken und mehrfach wellenförmige schwerliche Begehbarkeit nicht mehr tragbar war, nicht zuletzt aus Gründen der Sicherheit.

Somit können Einzelbesucherinnen und -besucher wie ganze Gruppen auch bei künftigen Führungen wieder gut  „Bad Königs historischen Urkern“ erreichen. Auch Angehörige etc. bei Trauerfeiern- die zunehmend in kleinerem Rahmen- auch dieserorts in den letzten Jahren schon erfolgten- bekommen hier wieder eine erfahrbar bessere Zugangsmöglichkeit.

(Die fachkompetenten Bad Königer Firmen/Handwerksbetriebe Schwinn-Gross und Heinrich Koch und Sohn („Koch-Schmied“) hatten die gut ausgeführten Arbeiten geleistet.)

 

 

Der besondere Hinweis zu den Maßnahmen.

Der Heimat- und Geschichtsverein Bad König e.V. – ein Verein innerhalb Bad Königs, gegründet im Jahr 1980 (ca. 125 Mitglieder/ Jahresbeitrag 7,00 Euro) mussten diese finanziellen Mittel ganz allein stemmen.

Sie werden bestimmt verstehen, dass dieser HGV Bad König e.V., dass wir jede Unterstützung gebrauchen können, sei es durch eine Mitgliedschaft oder durch eine Spende. Eine noch so kleiner Obolus zählt wirklich.  Für all dies sind,wären wir sehr dankbar. Auch ein ehrenamtliches Engagement würden wir sehr begrüßen.

Herzlichst mit freundlichen Grüßen

Ihr Heimat- und Geschichtsverin Bad König e.V.

 

 

Bankverbindungen:

Heimat- und Geschichtsverein Bad König e.V.

 

Sparkasse Odenwaldkreis

IBAN DE72 5085 1952 0060 0020 52

BIC    HELADEF1ERB

 

Volksbank Odenwald

IBAN  DE69 5086 3513  0002 2491 70

BIC    GENODE51MIC

 

 

 

 

 


 

 

 

 

Wie finde ich ganz schnell weitere Informationen, Fotos, Literatur, Forschungshinweise etc. zur Historischen Kapelle Bad König  (Themenseiten) auf dieser Homepage?

Weitere Erklärungen, Deutungen und Bilder „rund um dieses historische Kleinod“ können Sie auf weiteren Themenseiten dieser Homepage www.hgv-badkoenig.de rasch einsehen; ganz schnell geht es, wenn Sie bei Suchmaschinen (wie z.B. google) gleichzeitig die Stichworte „HGV Bad Koenig“ und „Historische Kapelle Bad König“ eingeben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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(Heimat- und Geschichtsverein Bad König e.V.- RN/01.04.2021)

Das Nachleben von Carl Weyprecht auch in Form der „Restaurationen Franz Josef Land “ bei Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts

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(Beide Scans: Reinhold Veit, HGV Bad König e.V. )

Beschreibung der Ansicht- laut Wilfried Melchior/Antiquariat & Verlag: Franz Josephsland bei Wien (Orignal-Holzstich nach Franz Kollarz, 23,7 x 23,1 cm), in Erinnerung an die Leistungen von Carl Weyprecht und Julius Payer für das polare Franz-Josephs-Land. Eine Schießstätte und drei Restaurationen auf einem Gelände jenseits der Reichsbrücke, auf einem Hausgiebel die Reklame für die Restaurationen…)

 

 

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Franz Josephsland bei Wien

Das Franz-Josephsland liegt bekanntlich im hohen oder vielmehr allerhöchsten Norden. Eine Anzahl wackerer Männer, welche sich entschlossen hatten, ihre Heimat für lange Jahre zu verlassen, hat es zuerst erblickt; der große Gelehrte und opferfreudige Patriot Weyprecht * hat es erforscht und in Besitz genommen, Julius Payer hat im Verein mit demselben der Küste den glorreichen Namen des höchsten und geliebtesten Herrschers aus dem  Habsburger Hause gegeben, den Namen dessen, dem sein Volk durch die wüstesten Stürme geführt mit dem echten Gottesgnadentum der Liebe für sein Reich ! – Und welcher andere hat ihm durch seinen eigenen großen Geist eine solche Geistesmacht verliehen? Das Franz Josephsland trägt also seinen Namen mit Recht.

 

Nun hat man aber in Oesterreich, in Wien, ein zweites Franz Josephsland geschaffen, das seinen Namen trägt wie lucus a non lucundo. Es ist dort weder kalt noch einsam, es liegt eben nur- am Ende von Wien. Es gibt dort keine Eisbären und es ist dort auch kein Ruhm zu holen, höchstens eine weinselige Stimmung. Die Bennenung ist also ein Volkswitz, aber ein Witz, der aus der Liebe des Volkes für seinen Herrscher, Franz Joseph den  Großen, entsprang.

Wenn man durch die prächtige, von Wagen und Leuten durchtoste Praterstraße geht, den Praterstern passirt, indem man den menschenwimmelnden Robel- und den musikdurchtönten Wurstelprater rechts liegen läßt, wenn man die Donau auf der Reichsbrücke überschreitet, dann gelangt man ins Franz Josephsland mit seiner Schießstätte und seinen drei Restaurationen, von denen die zweite, die vom „Magenschein“, die renommirteste ist. Daneben breitet sich eine Art Teich aus, ein Abfluß oder, besser gesagt, toter Seitenarm der Donau, auf welchem zahllose Rachen und Kähne und Segelschifflein kreuzen, die ganz Wien an schönen Tagen auch sehr gern benützt. In den Restaurationen bekommt man guten Wein, Fische und Krebs, im Sommer billige Backhühner und dergleichen Delikatessen mehr.

Da wimmelt`s denn auch von Wiener „Spießern“, Männlein und Weiblein, Ehegatten, Liebespaaren und Kindern, Beamten, Gewerbsleuten, Stutzern, lustigen Mädchen und Soldaten. Die besten wie die lautesten Kreis verkehren da, auch Mitglieder der Ruderklubs zeigen hier ihre gestreiften Tricots und ihre nautischen Künste. Man ißt , trinkt, liebelt und- rudert- rudert- rudert. Der alte Prater bedurfte schon längst eines frischen Ablegers und im Franz Josephsland hat er ihn gefunden. Die „neuen“ Moden sind nach Paris nirgends so beliebt wie in Wien, und das Franz Josephsland ist die neuste Mode der Phäaken.

Und eine hübsche, malerische, fröhliche Mode ist`s. Man hat dort gute Kost, gute Luft und vor allem das Bewußtsein, daß man von keiner Etikette eingeschrnkt ist. Das alte, gemütliche Wienertum, das den Sperl, die Sophiensäle geschaffen, hat jetzt das Franz Josephsland geschaffen.

Und wenn einem jemals im Herzen das alte, frohe und stolze Liedchen ertönen kann: „`s  gibt nur a Kaiserstadt, `s gibt nur a Wien!“, dann ist`s hier. Und man stimmt an aus voller, fröhlicher, dankbarer Brust: „Es lebe Franz Joseph und sein Land!“ Und Bacchus singt seine Refrain: „Evoe!“

E.M.Vacano

 

(Quelle:Ueber Land und Meer. Allgemeine Illustrirte Zeitung. -Hierzu das Bild S. 808/ Wien – Erschienen zu Beginn des 20. Jahrhunderts/Transkription: R. Nisch, HGV Bad König e.V.)

 

 

 

 

 

 

 

 

*Carl Weyprecht  (geb. am 8. September 1838 in Darmstadt – verstorben am 29. März 1881 in Michelstadt, beigesetzt am 31. März 1881 auf dem Friedhof Bad König im Odenwald unter einem großen Ehrengeleit.)

(Nach einem Holzschnitt 1877- Blatt/Privatbesitz/Scan: R. Veit)

 

 

(Kleinformat)

 

 

 

 

 

(HGV Bad König e.V.- R. Nisch/Stand: 10. März 2021)

 

 

 

Handwerks-Historie (Bad) König im Odenwald:  Friedrich Walthers Kunsttöpferei im Jahr 1913- davor  und danach

 

Bad König. Diese Anzeige (Scan: R. Veit) – wiederum jugendstilhaft gestaltet- aus dem Jahr 1913 präsentiert die von Friedrich Walther– einst aus Michelstadt kommend- etablierte Kunsttöpferei im damaligen König im Odenwald . Noch lange wurde in dieser Töpferei mit Ladengeschäft in der dann späteren Friedrich-Ebert-Straße aus Ton in der Tat wirklich Kunstvolles an wunderschönen Waren (Vasen, Krüge, Wandteller, Koch- und Küchengeschirr, Kaffee-Service, Trink- und Kurbecher etc.) produziert, und schon bei Friedrich Wilhelm Walther wurden die stark nachgefragten Produkte ins In- und Ausland verschickt. Die nächsten drei Generationen sind da ebenfalls federführend zu nennen: Wilhelm, Hermann und Axel Walther. Was man heutzutage kaum mehr wissen kann: Auch Bad Königs großer Heimatmaler Georg Vetter gestaltete die zeichnerischen Vorlagen auf den Produkten teilweise z.B. in den 1920ern mit. Mehr Interessantes können Sie bitte auf ener weiteren Seite dieser Homepage www.hgv-badkoenig.de einsehen, hier besonders mit dem Titel: „Bad Königs Töpfer-Wesen manifestierte sich gerade einst in der Generationen-Folge der Familien Walther“. Leider besteht diese Töpfer-Kunst nicht mehr in unserem Städtchen. Ihr Heimat- und Geschichtsverein Bad König e.V.

 

 

(Scan: R. Veit- Text: R. Nisch/HGV Bad König e.V.)

(Titelbild: Eine Baumstudie nach Johann Rudolf Follenweider( 1774-1847), dem Maler des ältesten König-Gemäldes  um 1800– ein Baum, wie er auch im Egerland, im Odenwald oder sonstwo stehen könnte.)

 

Zwei einmalige Dokumente der Zeitgeschichte:

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Erich Süssner: Erinnerungen an die letzten Kriegstage und Vertreibung aus dem Egerland ab 1945- 1946

Quelle: Heimatzeitung für Vertriebene aus dem Sudetenland- für den Kreis Eger u.a.- in drei Teilen Ausgabe 62/2020- Vertriebskennzeichen 28461- Preußler Druck und Versand GmbH & Co. KG, Folgen 9, 10, 11 (2020)

 

Erich Süssner, nunmehr viele Jahrzehnte schon wohnhaft mit Gattin Ilse in Bad König im Odenwald, beschreibt autobiografisch und die Leserschaft emotional berührend in einem dreiteiligen historischen Erzählbericht über die Kinderjahre im Egerland, die Jahre dort in der Familie des Schreiner-Vaters, von Mutter und Geschwistern, die Verantwortung, die er sehr jung übernahm, übernehmen musste, die massiven- durch den Krieg aufkommenden Veränderungen in der Heimat, der Flucht und dem Ankommen im Odenwald, was nicht einfach war- und letzten Endes in (Bad) König im Odenwald. „Einfach ergreifend!“

Anmerkung: Der Autor Herr Erich Süssner hat den Heimat- und Geschichtsverein Bad König e.V. mit Wirkung vom 19. Januar 2021 die einmalige Genehmigung erteilt, diesen Bericht der Erinnerungen auf dieser Homepage zu veröffentlichen. Dieser kann als ein Dokument der Geschichte von 1945 gelten, die bis in den früheren Kreis Erbach im Odenwald (heute Odenwaldkreis) mündet. Angemerkt sei noch, dass er sich auch für den Geschichtsunterricht an Schulen wie für die Forschung themenbezogen an Universitäten besonders eignet, zumal er auch ohne Ressentiments durch den doch wehtuenden Verlust von Heimat der Geburtstätte verfasst wurde. (Reinhold Nisch)

 

 

Erinnerungen an die letzten Kriegstage und Vertreibung aus dem Egerland

ab 1945-46 von Erich Süssner (Tischler Erich) aus Tescheditz*

 

 

Was ich damals als 11jähriger Junge in den letzten Tagen des Krieges bis zu unserer Vertreibung 1946 und kurz danach erlebt habe, möchte ich soweit es mir möglich ist in diesem Bericht erläutern und darbringen.

 

Aufgewachsen bin ich mit meinem 6 Jahre älterem Bruder Oswald und meiner 5 Jahre jüngeren Schwester Christel. Unser Vater Ernst Süssner war Tischlermeister  und besaß eine eigene Tischlerei mit all dazu gehörigen Maschinen. Unsere Mutter Marie Süssner führte den Haushalt und passt auf uns Kinder auf.  In den letzten Tagen des Krieges hat man immer wieder durch Sondermeldungen im Rundfunk wissen lassen wo sich die momentane Kriegsfront befindet. Meinem Vater der in der Tischlerwerkstatt arbeitete, musste ich immer Bescheid geben, wenn solch eine Durchsage kam. Mein Bruder Oswald wurde kurz vor Kriegsende als 16jähriger noch zur Wehrmacht eingezogen und an die Front nach Schlesien geschickt. Mein Vater hatte damals Glück gehabt und brauchte nicht an die Front weil er für das WHW (Winterhilfswerk) Holzmöbel hergestellt hatte. Zu dieser Zeit waren viele Menschen auf der Flucht vor den Russen. So kamen manche auch durch unser Dorf Tescheditz. Manche kamen aus Schlesien oder Ungarn. Mir ist noch ganz bewusst, dass die Schlesier an ihren Fuhrwerken ganz breite Räder und im Gegensatz zu den Ungarn die ganz schmale Räder hatten. Einer ungarisch evangelischen Pfarrersfamilie mit 2 Kindern hatten wir damals für ein paar Tage in unserem Hause eine Unterkunft gegeben. Damals als junger Bub konnte ich nicht verstehen, dass es überhaupt eine Pfarrersfamilie mit Kindern gibt, da ja bei uns alles katholisch war. Nach ein paar Tagen zogen auch sie wieder weiter um den Russen nicht in die Hände zu fallen. Wir haben auch nie wieder etwas von ihnen gehört. Jetzt kamen auch vermehrt immer wieder deutsche Soldaten welche auf dem Rückzug von der Front waren durch unser Dorf. Auch viele Verwundete und russische Kriegsgefangene hatten sie dabei. Manche der Gefangenen hatten statt Schuhe  nur ein paar Lappen um die Füße gewickelt. Die Soldaten die teils zu Fuß, teils mit Fahrzeugen oder Pferdegespanne durchs Dorf zogen wollten nur weg von den Russen in Richtung Westen zu den Amerikanern, denn vor den Russen hatten sie große Angst. Auch zu uns sagte mancher packt eure Sachen und kommt mit uns. Aber sollten wir alles im Stich lassen? Meine Eltern sagten aber, egal was auf uns zu kommt, wir bleiben hier. Und so warteten wir ab was unsere Zukunft bringen wird.  Bei manchen Pferdefuhrwerken mussten die erschöpften Pferde ausgetauscht werden die sie dann auch von unseren Bauern vom Dorf zur Verfügung gestellt bekamen.

Und immer wieder sah man deutsche Truppen die auf dem Rückmarsch von der Front waren . Auf der Reichstrasse in Buchau wo ich in die Bürgerschule ging wollte ein 16-17 jähriger Soldat sich von seiner Truppe entfernen , weil es nur noch 2-3 km nach Solmus zu seinem Heimatort gewesen sind. Als Strafe haben sie(seine eigenen Leute)  ihn am nächsten Baum neben der Straße aufgehängt mit einem Schild um den Hals  „Ich bin ein Verräter“ Und das ein paar Tage vor Kriegsende. 3 Tage musste  man dessen Anblick ertragen. ( war das nicht traurig)

Auf der gleichen Reichsstraße von Buchau nach Prag kamen immer wieder die Tiefflieger und schossen auf alles was sich auf der Straße befand und bewegte. Von meinem Onkel Franz Rispler aus Buchau befand sich gerade ein Pferdegespann mit Langholz und seinem Knecht auf dieser Straße. Dies wurde dem Knecht zusammen mit seinen Pferden zum Verhängnis und musste mit dem Leben bezahlen. Der Rückzug der deutschen Truppen durch unseren Ort dauerte ca. 2 – 3 Tage. Auch hohe Offiziere und Generäle waren dabei, die wertvolle Gegenstände mitführten und sie aus voller Angst einfach in den Straßengraben warfen. Wir Jungs haben natürlich verschiedene Gegenstände gefunden, untersucht und mit Nachhause genommen. Auch viele Pistolen und Gewehre lagen umher welche wir aber aus Angst liegen gelassen  haben. Unmittelbar am Ausgang unseres Dorfes stand auch ein abgestellter  Personenwagen den die hohen  Herren  haben stehen lassen, weil kein Benzin mehr vorhanden war. Der Vater meines Schulfreundes Reinhold Espig der im Krieg einen seiner Arme verlor hörte das und bat uns Buben das Auto zurück in seinem  Hof zu schieben, mit dem Gedanken als Kriegsversehrter könnte er das Fahrzeug vielleicht behalten und das taten wir dann auch. Leider haben es ihm später die Russen doch wieder abgenommen. Die Suche nach weggeworfenen Sachen am Straßenrand haben wir Jungs natürlich fortgesetzt. Ich fand unteranderem dabei eine kleine Holzkiste die mich sehr neugierig machte. Ich überlegte auch nicht lange und nahm die Kiste mit Nachhause. Zuhause öffnete ich dann mit meinen Eltern diese Kiste. Ganz überrascht mussten wir feststellen, dass sich darin wertvolle Gegenstände befanden. An was ich mich noch genau erinnern kann fanden wir: eine wertvolle goldene Armbanduhr, einen Lederanzug und das wertvollste war eine kleine Schatulle mit einigen Diamanten. Damals konnten wir diese gefundenen Sachen ja nirgendwo abgeben, also haben wir sie daheim gut versteckt. Den Lederanzug, das weiß ich noch ganz genau versteckten wir im Kuhstall im Stroh bei der Ziege, da war er einiger Maßen sicher. Wir hatten ja alle Angst, wenn die Russen etwas finden was mit der Wehrmacht zu tun hat, würden sie uns alle erschießen. Dann hatte ich auch noch ein Akkordeon Marke HESS aus Klingenthal in Sachsen das mir mein Vater 2 Jahre vorher gekauft hatte. Mit diesem fuhr ich einmal in der Woche mit meinem Cousin Willi Süssner (Schneider Willi) erst mit dem Zug nach Buchau und dann weiter mit dem Bus zum Musikunterricht nach Karsbad.  Bezahlt haben wir damals mit Eier, Butter, Mehl usw. da es zu dieser Zeit in der Stadt fast keine Lebensmittel gab. Dieses Akkordeon wollten wir natürlich auch nicht den Russen oder den Anderen überlassen und versteckten es auf unserem Heuboden unterm Dach. Ein Dauerzustand war das natürlich auch nicht, da das Heu ja mit der Zeit immer weniger wurde und es öfter mal zum Vorschein kam musste es auch immer wieder  neu versteckt werden. Es ist Gott sei Dank nicht gefunden worden. (Dieses Akkordeon sollte uns in Folge noch länger beschäftigen). Inzwischen war der Krieg bereits zu Ende gegangen und wir warteten ab was auf uns zu kommt.

 

Nach geraumer Zeit kam aus Richtung Buchau ein amerikanischer Jeep besetzt mit 2 Männer mit weißen Helmen und fuhren in Richtung Dorfteich zum Bürgermeister Nürnberger (Fenzel). Wir glaubten alle schon jetzt kommt der Amerikaner zu uns. Manche Tescheditzer hatten inzwischen ein weißes Betttuch aus dem Fenster gehängt. Nach einer Weile fuhren sie zu unserem Bedauern wieder weg und kamen nie mehr wieder. Es verging wieder einige Zeit, da kam aus Richtung Wohlau ein Lastwagen auf dem sich ein paar Männer mit Gewehren und roter Armbinde befanden. Wir meinten erst es wären die Russen, aber es waren die Partisanen. Wir gingen alle ins Haus und verhielten uns ganz ruhig. Der Lastwagen hielt auf der Straße zwischen dem Gasthaus Bräutigam und unserem Wohnhaus an. Wir hatten natürlich große Angst. Auf einmal gab es eine Schießerei, ein Krachen und Gepolter. Danach kam sofort ein Partisan in unser Haus und schrie: Wo ist deutsche Soldat? Da bei uns kein Soldat zu finden war zog er wieder ab und der Lastwagen fuhr nach kurzer Zeit wieder zurück in Richtung Wohlau. Später stellten wir fest dass das Krachen und Gepolter von unserem Schornstein kam welcher wahllos von den Partisanen beschossen wurde. Nicht lange danach kamen die Russen mit ihren Pferdegespannen auch aus Richtung Wohlau. Autos sah man bei den Russen nur ganz selten, es sei denn sie hatten welche erobert. Als sie sahen dass hier eine Tischlerei ist, hatte mein Vater gleich alle Hände voll zu tun um die defekten Holzgestelle ihrer Fuhrwerke in einen ordnungsmäßigen Zustand zu bringen. Somit war auch gleich das gute Verhältnis zwischen den russischen Soldaten und unserem Vater hergestellt. Bezahlt hatten sie mit Sachen welche sie vorher den deutschen irgendwo abgenommen hatten. Auf Armbanduhren wahren sie besonders scharf. Mancher russische Soldat hatte den ganzen Arm voll mit Armbanduhren. Solange die Uhr tickte war sie in Ordnung. Ging sie nicht mehr wurde sie einfach weggeworfen. Mancher wusste damals nicht dass man Armbanduhren auch aufziehen kann, auch das gab es bei den Russen. Viele russische Soldaten hatten sich in Tescheditz und Umgebung einquartiert. Wir Buben haben uns oft bei diesen aufgehalten als sie ihre Pferde auf der Wiese zur Romesmühle weideten. Wenn die Ordnungshüter guter Laune waren, durften wir öfters mal auf ihren Pferden reiten. Sie waren im Allgemeinen recht gut zu uns, aber unter ihnen gab es auch böse Menschen. Es gab auch viele Vergewaltigungen an unseren deutschen Frauen die sich Nachts oft in den Kornfeldern zu ihrem Schutz aufhalten mussten. Ich erinnere mich noch an eine junge Frau mit ihrem Kind die jede Nacht bei einem anderen Nachbar übernachten musste da sie in ihrem eigenen Haus ständig belästigt wurde.

 

Inzwischen war auch mein Bruder Oswald mit 16 Jahren vom Krieg zurückgekehrt. Er war nur drei Tage von den Engländern festgehalten worden. Er arbeitete dann in der Tischlerei unseres Vaters da er vor der Einberufung zum Militär die Lehre als Tischler begonnen hatte. Auch wurden in dieser Zeit alle deutschen Schulen geschlossen sodass selbst ich in keine Schule mehr gehen konnte. Langsam hatte sich herumgesprochen, dass Leute aus dem Inneren der Tschechoslowakei kommen und unsere Häuser beschlagnahmen und besetzen. Dies war für uns ein großer Schreck. Mein Vater und mein Bruder arbeiteten in ihrer Tischlerei fast nur noch für die Russen an ihren Holzwagen. Nach geraumer Zeit, kam auch schon der erste Tscheche in unser Ort. Scheinbar wusste er genau dass hier in Tescheditz eine Tischlerei zu ergattern ist, denn er kam direkt auf unser Haus zu. Es war eine kleine bucklige Person in Begleitung seines Vaters (was sich später herausstellte). Sein Vater sprach auch etwas deutsch. Sie wollten auch gleich die Werkstatt von unserem Vater besichtigen. Die beiden schauten sich ein wenig um und verließen darauf wieder unser Grundstück. Mit einer Rückkehr der beiden hatten wir im Stillen bereits gerechnet. Mein Vater hatte die Tischlerwerkstatt mit separatem Gebäude, Ausstellungsraum mit Schaufenster und sämtlichen dazugehörenden Maschinen erst im Jahr 1939 neu erbaut. Kurz vorher schaffte er sich noch zwei neue Handschleifmaschinen an. Diese zwei Maschinen haben die beiden nicht gesehen. Mein Vater entschloss sich die Maschinen verschwinden zu lassen. Aber wohin damit? Nur nicht den Tschechen überlassen. Kurz entschlossen ging ich mit meinem Bruder und Vater in einer Nacht und Nebelaktion zum Nachbar Alois Nürnberger (Dorwa) und versenkten die Maschinen in seinem tiefen Wasserbrunnen. (natürlich mit Einverständnis des Nachbarn Nürnberger). Vielleicht liegen sie heute noch in diesem Brunnen.

 

Im August ist dann meine kleine Schwester Elfriede auf die Welt gekommen. War gar nicht so einfach in dieser Zeit, vielleicht war es auch unser Glück, was sich später herausstellen sollte. Zwei bis drei Tage später kam der Tscheche zu uns zurück und stellte sich als Kommissar vor und hieße Josef. Wir mussten ihm dann ein Zimmer zur Verfügung stellen und selbstverständlich verköstigen, denn er war ja allein und noch nicht verheiratet. Meine Mutter musste ihm natürlich auch die Wäsche waschen und bügeln sowie das Zimmer sauber halten. Beim Bettenmachen bemerkte meine Mutter, dass er immer eine Pistole unter dem Kopfkissen liegen hatte. Er arbeitete dann täglich mit meinem Vater und Bruder zusammen in der Tischlerei. Und so kamen auch Tag für Tag neue tschechische Gesichter in unser Dorf. Bis dahin ging noch alles Gut mit dem gemeinsamen Arbeiten in der Tischlerei. Eines Tages kam dann sein Vater und hatte auch seinen Bruder dabei. Der hatte genau so einen Buckel wie unser Josef, nur ein bisschen anders. Der übernahm dann das Haus mit Grundstück von der Familie Harisch (Schrolln) wo er sich dann zusammen mit seinem Vater sesshaft machte. Was wir im Nachhinein feststellten, war unser Tscheche (Josef) der schlimmere und gefährlichste der beiden Brüder. Zu dieser Zeit waren die Russen immer noch in unserem Dorf und kamen mit Reparaturen an ihren Wagen lieber zu meinem Vater als zum Tscheche (Josef). Das gefiel unserem Tschechen überhaupt nicht. Eines Tages verlangte er von meinem Vater die Schlüssel zur Werkstatt. Von diesem Zeitpunkt an durfte mein Vater ohne Erlaubnis nicht mehr in seine eigene Werkstatt. Das war für unseren Vater ein schwerer Schlag. In ein paar Tagen war es dann so weit. Da kamen zwei tschechische Polizeibeamte in Zivil und holten unseren Vater ab. Wir wussten nicht warum, weshalb und auch nicht wohin. Erst später erfuhren wir, dass er in ein Kohlebergwerk nach Kladno zur Zwangsarbeit gebracht wurde. Kurze Zeit später wurde auch mein Bruder Oswald abgeholt. Wiederum wussten wir nicht warum und weshalb. Auch da erfuhren wir später, dass er bei einem Müller ist und die schweren Mehlsäcke transportieren musste. Nach späteren Aussagen ging es ihm dort sehr schlecht, sodass er öfter grundlos geschlagen und getreten wurde. Jetzt wussten wir auch dass da nur unser Josef dahinter stecken konnte und er jetzt über uns alleine schalten und walten konnte wie er wollte. Ich weiß heute noch nicht wie unsere Mutter damals und noch dazu mit dem kleinen Kind das alles geschafft hat. Sie hatte ja auch noch das Vieh zu versorgen. Als 11 jähriger konnte ich ihr natürlich schon recht gut helfen. So langsam wurde unser Dorf von den tschechischen Besetzern eingenommen. Eines Tages brachte unser Josef dann seine Freundin mit ins Haus welche später dann auch seine Frau wurde. Da brauchte er natürlich eine größere Wohnung. Wir mussten dann in ein Zimmer wo wir (meine Mutter, meine zwei Schwestern und ich) drin gekocht, gegessen und geschlafen haben. Alles andere gab es für uns nicht mehr. Nur in den Stall durften wir noch zum Füttern und Melken unserer Kuh Liesel. Auch durfte ich weiter unsere Liesel und unsere Ziege auf die Weide bringen wo natürlich unser langhaariger Dackel Rolli immer mit dabei war. Weiterhin musste ich täglich noch die Milch unserer Liesel durch die Zentrifuge drehen und dann anschließend das Butterfass stampfen. Die Milch und auch die Butter teilten wir uns mit den Tschechen natürlich auf. Solange mein Akkordeon noch im Heuboden steckte, haben wir das alles gerne gemacht. Angst hatten wir schon, wenn das Akkordeon irgendwann mal zum Vorschein gekommen und wir dafür bestraft worden wären. Wir hofften eben auf eine gute Lösung. Inzwischen ist auch ein Tscheche auf das Anwesen von meinem Onkel Franz (Schneider) gekommen. Er war das Gegenteil von unserem Josef. Er war freundlich und zuvorkommend, im Großen und Ganzen war er ein sehr guter Mensch gewesen.

 

So langsam hörte man reden, dass alle deutschen Bewohner aus dem Egerland umgesiedelt werden sollen. Nach Hessen oder Bayern. Einige sagten, nur nicht nach Hessen, in Bayern ist es schöner. Damals wusste ja keiner wo es schöner und besser ist. Dann kam so langsam der Winter angerückt und Weihnachten stand vor der Tür. Dies sollte auch die letzte Weihnachten in unserer alten Heimat sein. Meine Mutter sagte noch, dass es die erste Weihnacht sei, wo wir nicht alle zusammen unter dem Weihnachtsbaum sitzen können, denn Vater und Bruder sind ja im Inneren der Tschechoslowakei. Kurz vor den Feiertagen kam überraschend mein Bruder Oswald für ein paar Tage nach Hause. Er sagte uns gleich, dass er nicht wieder dorthin zurück gehen würde, lieber bringe er sich um. Dann erzählt er uns wie es ihm ergangen ist. Wir hatten hin und her überlegt, wie wir ihm helfen könnten. Wir konnten auch niemand fragen, denn wir waren ja auch alleine. Mein Bruder sagte immer wieder egal wie es ausgeht, nur nicht mehr dorthin zurück. Als die Weihnachtsfeiertage vorbei waren machte sich mein Bruder wieder zur Abreise fertig, um mit dem Zug zurück zur Arbeitsstelle zu fahren. Wir gingen gemeinsam mit ihm zur Bahnhaltestelle Tescheditz Richtung Luditz. Es sollte ja so aussehen als ob er wirklich abfahren würde. Wir verabschiedeten uns von ihm und winkten ihm zu, dass jeder sehen konnte, er ist abgefahren. Was danach geschah, hatte ich als 11 jähriger nur am Rande vernommen denn es sollte ja keiner wissen. Er stieg an der nächsten Haltestelle in Prodowitz wieder aus. Zum Glück bewachte ihn kein Polizist während der Fahrt, sonst wäre das alles für uns alle nicht gut ausgegangen. Er hatte sich fest vorgenommen illegal über die Grenze nach Westen zu gehen, was ihm auch dann gelungen ist. Erst im Frühsommer darauf hatten wir erfahren, dass er im Westen gut angekommen ist und auf einem Bauernhof Arbeit gefunden hat. Was er damals noch alles erlebt hatte, erfuhren wir auch erst viel später. Als ein paar Tage vergangen waren kam ein tschechischer Polizeibeamter und wollte meinen Bruder abholen weil er an seinem Arbeitsplatz nicht erschienen sei. Wir konnten aber mit Bestimmtheit sagen, dass er bei uns in den Zug gestiegen und abgefahren ist, worauf der Polizist sagte: naja, vielleicht ist er auch über die Grenze gegangen. Alles Weitere ist auch für uns Gott sei Dank gut ausgegangen und meiner Mutter war es ein bisschen wohler.

 

Auch das Haus unseres Nachbarn Josef Espig wo zum Schluss seine Tochter Anna Sussmann wohnte wurde von einer tschechischen Großfamilie mit ca. 7 Personen besetzt und beschlagnahmt. Diese Familie hatten auch zwei Jungs in meinem Alter mit denen ich auch später zusammen spielte. Als im Winter dann unser Dorfteich zugefroren war fuhr ich mit meinen Schlittschuhen auf dem Eis. Als diese Jungs meine Schlittschuhe sahen fragten sie gleich ob sie auch einmal damit fahren durften. Nein zu sagen haben wir uns als deutsche ja nicht getraut. Leider habe ich meine Schlittschuhe nie mehr zurückbekommen. So ging es uns Deutschen mit vielen anderen Sachen.

Es wurde langsam Frühjahr und man hörte, dass bereits die ersten Transporte zusammengestellt werden. Es wurden immer drei bis vier Familien aus einem Dorf zu einem Transport auserwählt. Von unserem Vater bekamen wir ab und zu einen Brief als Lebenszeichen aus seiner Zwangsarbeit im Kohlebergwerk. Immer wieder dachte ich was wird wohl aus meinem Akkordeon das ja noch im Heuboden steckt wenn wir plötzlich auch fort müssten. Unsere Mutter sagte wohl immer, dass sie ohne unseren Vater nicht fort ginge. Zufällig hielt sich in dieser Zeit ein näherer Verwandter von uns ein gewisser Herr Viehmann in Tescheditz auf, der gerade von Rumänien in Richtung Westen unterwegs war. Ein gebürtiger Tescheditzer aber die rumänische Staatsbürgerschaft besaß. Mit dem kamen wir wegen dem Akkordeon ins Gespräch. Er sagte auch gleich, dass es für ihn kein Problem sei dieses Instrument mit über die Grenze zu nehmen, weil er rumänischer Staatsbürger sei und nicht kontrolliert werden würde. Da fiel uns gleich ein Stein von Herzen und machten uns gleich mal Gedanken wie wir das Instrument aus dem Haus bringen könnten. Unser Tscheche Josef durfte auf jeden Fall davon nichts mitbekommen. Da kam meine kleine Schwester Elfriede und ihr Kinderwagen ins Spiel. Wir mussten nur abwarten bis unser Josef einmal nicht Zuhause war. Am gewissen Tag holte dann meine Mutter und ich das Instrument vom Heuboden und verstauten es in den Kinderwagen. Unten das Akkordeon und oben auf meine kleine Schwester. So fuhr dann meine Mutter mit einer großen Angst im Körper mit dem Kinderwagen zu meinem Onkel Franz Süßner (Schneider). Sie waren natürlich alle informiert gewesen, auch der Tscheche vom Onkel der uns sogar dabei noch half alles zu organisieren. Man kann sich gar nicht vorstellen, was meine Mutter damals für eine Angst durchstehen musste, es hätte ja auch alles schief gehen können. Hätte uns jemand dabei erwischt und den Kinderwagen kontrolliert, dann hätten sie nicht nur das Akkordeon gefunden, dann wären nach gründlicher Untersuchung des Kinderwagens auch noch die Diamanten zum Vorschein gekommen die ich beim Rückzug der deutschen Soldaten gefunden hatte und meine Eltern bereits vorher schon im Kinderwagen versteckt hatten mit der Annahme dass man dort nicht sucht und nichts findet. Herr Viehmann holte das Akkordeon dann bei meinem Onkel ab. Wir waren alle froh, besonders ich, dass die Sache gut ausgegangen ist und wir uns vorerst keine Sorgen darüber machen brauchten und ich mein Akkordeon nach einer gewissen Zeit wieder in Empfang nehmen könnte. (Das dachten wir aber nur)

Außer unserem Vater und meinem Bruder wurden aber noch weitere Familien von unserem Dorf abgeholt und zur Zwangsarbeit weggebracht. Dabei wurden gezielt tatkräftige Personen auserwählt. Es waren die Familie Tausch (Schmieweber) unser Nachbar. Und Familie Harisch (Schrolln). Das Haus von Harisch hatte der Bruder von unserem Josef beschlagnahmt. Diese Familien mussten dann auf verschiedenen großen Bauernhöfen in der Tschechei schwere Arbeiten verrichten.

 

Im Februar 1946 wurde dann der erste Transport von unserem Landkreis Luditz ohne Tescheditzer Familien zusammengestellt und in das ehemalige R.A.D. Lager nach Buchau gebracht. Dort wurden alle Habseligkeiten die man mitnehmen durfte nochmals kontrolliert. Ende April anfangs Mai beim dritten Transport musste mein Onkel Franz (Schneider) mit seiner Familie die Heimat verlassen und so wurden die deutschen Familien in Tescheditz immer weniger. Es wurde Sommer und unser Vater war immer noch nicht heimgekehrt und ohne unseren Vater wollte unsere Mutter die Heimat nicht verlassen. Ich ging noch täglich mit unserer Kuh Liesel und unserer Ziege auf unsere Weide, auch mein langhaariger Dackel Rolli war stehts mit dabei. Inzwischen waren die beiden Familien von der Zwangsarbeit in der Tschechei zwecks ihrer Aussiedlung wieder zurückgekehrt. Da unser Tscheche auch uns noch los werden wollte, hatte er sich dann endlich bei der zuständigen Behörde eingesetzt und siehe da, nach einiger Zeit konnten wir auch unseren Vater wieder in unsere Arme schließen. Inzwischen war unser Dorf von uns deutschen fast leer. Zum Schluss waren mit uns nur noch vier Familien übrig geblieben. Mein Vater hat dann schnell eins zwei Holzkisten für den Transport zusammengebaut. Eine alte braune Holztruhe die wir noch hatten, durften wir auch mitnehmen. Diese Truhe steht heute noch in der Wohnung unseres Sohnes. Als die Zeit der Abreise gekommen war, packten wir unsere nötigen Sachen zusammen. 30 Kilo pro Person. Was nimmt man da als erstes mit? Und natürlich immer im Beisein unseres Tschechen. Auch den Kinderwagen durften wir mitnehmen. Wegen dem Kinderbett fragte unser Vater bei der zuständigen Person nach, ob es möglich wäre dessen mitzunehmen. Dieses wurde uns dann auch genehmigt. Als mein Vater das Kinderbett zerlegt hatte, ist ihm der Gedanke gekommen die Diamantsteine die im Kinderwagen versteckt sind einfach zwischen Kopf und Fußteil des Bettes zu legen und zu verstauen. Und so wurde es auch gemacht. In einem richtigen Moment wo unser Tscheche gerade nicht zugegen war, versteckte mein Vater die wertvollen Steine zwischen die beiden Teile und verschraubte sie mit ein paar Holzschrauben. Unser gewisser Herr Josef passte ja auf wie ein Luchs, dass wir nichts wertvolles einpacken. Es waren ja sowieso nur 30 kg die wir mitnehmen durften. Manchmal überwachte uns unser Peiniger sogar mit seiner Pistole während des Packens. Er war auch der gefährlichste und schlimmste Tscheche den wir in unserem Dorf hatten.

 

Dann kam der Tag des Abschieds von unserer geliebten Heimat. Wir packten unsere restlichen paar Habseligkeiten die wir noch mitnehmen durften mit samt dem Kinderwagen und Kinderbett und fuhren mit einem Leiterwagen nach Buchau zum ehem. R.A.D. Lager, dort standen noch einige Baracken der deutschen Wehrmacht  in denen wir uns noch ein paar Tage aufhalten mussten. Als wir mit dem Leiterwagen von Tescheditz ins 3 km entfernte Lager nach Buchau fuhren, lief unser Dackel Rolli mit seinen kurzen Beinen uns bis ins Lager hinterher. Dieses Bild werde ich in meinen noch restlichen Leben niemals vergessen. Ich durfte ihn ja leider nicht mitnehmen. Er saß dann zwei Tage vor unserer Tür an der Baracke bis er am nächsten Tag plötzlich verschwunden war.

Als wir in dem Lager angekommen waren, wurde unser Gepäck nochmals untersucht und  auf den Kopf gestellt. Es gab verschiedene Kontrollstellen und wir dachten immer nur an unsere Diamanten im Kinderbett. Die Kontrolle bei uns war fast abgeschlossen da kam ein Tscheche von einer anderen Kontrollstelle und fragte meinen Vater was das für ein Bett wäre. Worauf mein Vater erwiderte, es sei das Bett unserer kleinen Tochter. Der Tscheche überlegte nicht lange und sagte gleich:

Er hätte auch ein kleines Kind und suche so ein Bett wie dieses und nahm uns das Bett sofort weg. Und das war dann die Geschichte  mit unseren Diamantsteinen. Den Kinderwagen durften wir mitnehmen. Hätten wir gewusst, dass dies so ausgeht, hätten wir bestimmt anders verfahren. Nach zwei-drei Tagen Aufenthalt in dem Lager wurden wir auf einen Lastwagen verfrachtet und zum Bahnhof von Buchau zum Abtransport gebracht. Es war inzwischen Ende August Anfang September. Soviel ich noch weiß, war es der letzte Transport der von Buchau abgegangen ist. Auf jedem Falle waren wir die Letzten aus unserem Ort Tescheditz und der 13. Transport.

Es standen für uns einige Viehwagons bereit. Wir hatten den Wagon Nr.3. In jeden Wagon kamen ca. 30 Personen mit samt dazu gehörenden Gepäck. Das Gepäck musste gut verstaut werden, denn es sollte ja eine lange Fahrt werden und wir wussten ja zu diesem Zeitpunkt nicht wo es mit uns hin geht. Die Kinder wurden auf dem Gepäck ganz nach oben verfrachtet wo wir nachts dann schlafen konnten. Der Viehwagon war vorne offen nur mit einem Holzgeländer versehen, dass niemand hinausfallen konnte. Da unser Transport nur nachts fahren konnte, weil am Tage andere Züge verkehrten, waren wir fast drei Tage unterwegs. Auf die Toilette konntest du nur gehen, wenn der Zug zufällig einmal hielt und auch eine Toilette in der Nähe war. Es habe auch manchmal Verzögerungen gegeben durch defekte Lokomotiven. Einmal musste sogar ein Wagon ausgetauscht und umgeladen werden weil die Räder blockierten. Als wir dann endlich an der Deutschen Grenze in Wiesau ankamen mussten wir alle aussteigen und bekamen endlich was warmes zu Essen. Anschließend wurden wir alle noch entlaust danach sahen wir aus wie Schneemänner. Auch waren wir froh, dass wir das alles bis hierher geschafft hatten. Nach dieser ganzen Prozedur wurden wir dann auf verschiedene Landkreise verteilt. Wir kamen am 4. Sept.1946 in Neustadt-Sandbach (Hessen) in das zuständige Auffanglager und verbrachten dort noch ein paar Tage bis uns unser fester Wohnort zugewiesen wurde.

 

Inzwischen hat sich mein Bruder Oswald der damals über die Grenze geflohen war erkundigt wann und wo unser Transport  ankommt. Und so konnten wir ihn nach so langer Zeit wieder in unsere Arme schließen. Bei der Verteilung der einzelnen Familien kamen zwei nach Beerfelden, eine Fam. nach Höchst und wir kamen in das kleine Dörfchen Ernsbach alle im Landkreis Erbach (jetzt Odenwaldkreis). Nach unserer Ankunft wurden wir vom zuständigen Bürgermeister Herrn Joh. Emig herzlich in Empfang genommen. Er wies uns gleich eine zwei Zimmerwohnung zu bei einem Ehepaar Herr u. Frau Schäfer die ein kleines Lebensmittel Geschäft und eine Schuhmacherei hatten ,dort wurden wir herzlich empfangen. Wir wohnten dann alle mit 6 Personen in einem Raum wo meine Mutter kochte und wir essen konnten. Im anderen Zimmer haben wir alle geschlafen. Wir waren aber trotzdem mit allem zufrieden gewesen. Nach einer gewissen Zeit stellte sich bei unserem Vermieter Nachwuchs ein. Und so wurde es auch dort wieder für uns zu eng. Nicht weit von unserer Wohnung wurde bei einem Bauer zufällig eine größere Wohnung frei die wir dann auch zugewiesen bekamen. Dieser Bauer und diese Wohnung war dann sozusagen ein Glücksfall für uns gewesen. Inzwischen hat mein Vater nach Herrn Viehmann (der vor unserer Vertreibung mein Akkordeon mit über die Grenze hier her nach Deutschland genommen hatte) Erkundigungen eingeholt und Nachforschungen getätigt. Als wir wussten wo sich Herr Viehmann sesshaft gemacht hatte, fuhr mein Vater mit dem Zug nach Herborn-Seelbach um diesen Herrn aufzusuchen und mein Akkordeon in Empfang zu nehmen. Leider musste mein Vater anhören als dieser sagte: es tut ihm sehr leid, das Instrument wurde ihm an der Grenze abgenommen er hätte es nicht mehr. Nachdem mein Vater dessen Wohnung wieder verlassen hatte kam ihm der Gedanke er könnte doch mal in der Nachbarschaft umhören ob in letzter Zeit aus der Wohnung von H.Viehmann evtl. Klänge eines Akkordeons zu hören waren. Worauf er auch gleich eine positive Antwort bekam: ja solche Klänge waren öfter mal zu hören. Mein Vater ging gleich nochmals zurück und versuchte es zum zweiten mal. Herr Viehmann blieb leider bei seiner ersten Aussage und es sei ihm an der Grenze wirklich abgenommen worden und die Nachbarn haben bestimmt nur Musik aus dem Radio gehört. Darauf verlies wiederum mein Vater dessen Wohnung und war natürlich traurig und endtäuscht, dass er sozusagen ohne meinem Instrument Nachhause fahren musste und nichts Besseres berichten konnte. Dass ich natürlich sehr enttäuscht war als mein Vater ohne meinem Instrument Nachhause kam ist verständlich. Hätte mein Vater das Akkordeon zurück gebracht , wäre ich damals der glücklichste Mensch  auf Erden gewesen . Das Kapitel Akkordeon haben wir dann abgeschlossen und uns auf die neue Wohnung beim neuen Haus u. Landwirt Wilhelm Schäfer gefreut.

 

Wir halfen dann öfter bei unseren Landwirt beim Heumachen und auf dem Felde, so hatten wir wenigstens oftmals eine kostenlose Verpflegung. Da mein Vater unbedingt wieder in seinem Beruf als Schreiner arbeiten wollte, bekam er freundlicher Weise ein kleines Grundstück von unserem Vermieter wo er sich mit Hilfe vieler Hände eine kleine Holzhalle bauen und wieder seinen Beruf nachgehen konnte. Zu dieser Zeit war es auch sehr schwer und noch in so einem kleinen Ort mit ca. 100 Einwohnern ein Handwerk auszuführen und zu unterhalten. Damals brauchte man zum Einkaufen noch die Lebensmittelkarten. So ging ich oft mit meiner Mutter 6 km durch den Wald nach Michelstadt und mit vollgepackten Einkaufstaschen 6 km wieder Nachhause. Da gabs weder ein Auto, Motorrad oder Fahrrad. Einmal hatten wir unsere Lebensmittelkarten bei einem Bäcker in Michelstadt liegen gelassen. Da musste ich am nächsten Tag um sie zu holen wieder 6 km hin und 6 km zurück, denn die Lebensmittelkarten waren damals ein wertvolles Dokument.

Wegen geringer Auftragslage gab mein Vater seine Schreinerei in Ernsbach wieder auf und arbeitete mit meinem Bruder in einer Zimmerei im entfernten Michelstadt. Auch sie fuhren beide mit dem Fahrrad ca.7 km  bis zur Arbeitsstelle. Ich selbst ging nach der Vertreibung hier in Hessen noch 2 Jahre nach Dorf-Erbach in die Schule wo wir im Gegensatz zu heute 6 km hin und 6 km wieder Nachhause gehen mussten. Verlang das heute mal von unsren schulpflichtigen Kindern.

 

1948 begann dann meine Lehrzeit als Spengler und Elektroinstallateur in der Kreisstadt Erbach wo ich auch wieder 7km hin musste und die gleiche Strecke wieder zurück. Und das an 6 Arbeitstagen. Ich will damit nur sagen was wir damals als Jugendlicher alles leisten mussten. In meiner ganzen Lehrzeit hatte ich die Aufgabe am Samstag Nachmittag den Hof zu kehren und das Schaufenster beim Verkaufsladen zu putzen. Inzwischen hatte ich mir in Michelstadt ein gebrauchtes altes Fahrrad erworben, mit diesem konnte ich wenigstens eine Richtung fahren, denn heimzu musste ich sowieso schieben weil es nur bergauf ging. Wie vielleicht noch einige wissen, gab’s im ersten Lehrjahr 25.-DM im zweiten 35.-DM und im dritten 45.-DM.

Als ich im Jahr 1952 ausgelernt hatte bekam ich die Stunde 58 Pfennige (und das war schon was). Im gleichen Jahr  beantragte unser Vater ein Landesbaudarlehen

von 12000 DM was für Heimatvertriebene ohne jegliche Sicherheiten damals gar nicht so einfach war, aber trotzdem doch genehmigt wurde. Er kaufte danach ein kleines Häuschen in Bad König das gerade im Rohbau zum Verkauf angeboten wurde. Als dies bezugsfertig war zogen wir alle dann nach Bad König in die Friedrichstr.21 wo wir bis heute noch wohnen.

 

Ich hoffe mit diesem Bericht einigen die vielleicht das Gleiche erfahren mussten in’s Gedächtnis zurück versetzt oder gerufen habe. Dies ist nur ein Teil was ich als Jugendlicher Heimatvertriebener in dieser dargebrachten Zeit erfahren und erlebt habe.

 

Mit heimatlichen Gruß!     Euer Tischler Erich aus Tescheditz                                                                                           (* Alle Rechte bei Erich Süssner, Bad König im Odenwald)

 

 

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Dina Brauns Tagebuch in der Aufbewahrung durch Johann Heim:

Sehr interessant ist das Tagebuch  von Frau Dina Braun aus Michelstadt im Odenwald aus den letzten Kriegstagen im Odenwald „, das in der Aufbewahrung von Johann Heim/Helmut Geist bewahrt wurde und als regionales Zeitdokument von 1945 gilt:

Herr Johann Heim (Michelstadt- Stockheim), profunder Heimatforscher, war lange Jahre Mitarbeiter innerhalb der Stadtverwaltung Bad König im Odenwald und immer ein großer Freund der Jumelage zwischen Bad König im Odenwald und Argentat sur Dordogne.

Auch Helmut Geist (Michelstadt) ist ein gleichfalls ein versierter Kenner von Odenwälder Historie.

 

Johann Heim/Helmut Geist:

VOR 75 JAHREN: DAS TAGEBUCH  VON FRAU DINA BRAUN- WIE EINE MICHELSTÄDTERIN DAS KRIEGSENDE 1945 ERLEBTE

(Quelle: DER ODENWALD D 1871 F  ZEITSCHRIFT DES BREUBERG-BUNDES 67. Jahrg. Heft 4/ Dezember 2020; hier: S. 154- 162)

 

 

Zur historischen Lage der Häuser/Anwesen in Michelstadts Zentrum sehen Sie bitte dazu auch folgende Literatur ein:

Wilhelm Hartmann: MICHELSTADT- SEINE FAMILIEN UND IHRE HÄUSER- Band 2 der Rathaus- und Museumsreihe (Herausgegeben von der Stadt Michelstadt im Odenwaldkreis /Seeger-Druck Michelstadt /Buchbinderei Fr. Dingeldein, Darmstadt 1984)

 

 

 

 

Dazu die Presseberichterstattung:

„Letzte Kriegstage aus erster Hand- Breuberg-Bund macht in seiner Quartalsschrift das Tagebuch der Michelstädterin Dina Braun öffentlich verfügbar“  Von Sabine Richter  (Quelle: Odenwälder Echo vom Mittwoch, 13. Januar 2021/ Rubrik Odenwald, S.10)

 

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Lektüre: Weihnachten 1945

Dazu besonders empfehlenswert das Buch „Weihnachten 1945- Ein Buch der Erinnerungen“ (herausgegeben von Claus Hinrich Casdorff)- Ungekürzte Ausgabe, dtv München 2020 (ISBN 978-3-423-25430-4). Es ist das erste Weihnachten nach schweren Zeiten- ein Fest des Friedens und der Hoffnung. Es erinnern sich (in beeindruckenden Beiträgen) Heinrich Böll, Hildegard Hamm-Brücher, Joseph Kardinal Höffner, Siegfried Lenz, Annemarie Renger, Luise Rinser, Walter Scheel, Walther Leisler Kiep, Josef Ertl, Peter von Zahn u.a.

 

Ein Werk gerade für die Nachkriegsgenerationen, auch als Schul- und universitäre Lektüre bestens geeignet!

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Weiter Lektüre:

Jiri Padevet: Blutiger Sommer- Nachkriegsgewalt in den böhmischen Wäldern, 736 Seiten, Leipzig 2021- die bisher umfangreichste Dokumentation über die Gewaltakte an Deutschen während der „wilden Vertreibungen“ zwischen Mai und August 1945 auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik (Verlag Tschirner & Kosova-  Zum Harfenacker 13,  D-04179 Leipzig; email: juergen.tschirner.leipzig@gmail.com)

 

(Heimat- und Geschichtsverein Bad König e.V.-  Stand: 18.01.2022)

 

König im Odenwald. Wir schreiben die Jahre 1799-1802. Es war wirklich ein epochaler Umbruch in der Welt. Der Schriftsteller und „Beamte“ Carl Julius Weber“ war hier berufsbedingt im damaligen König im Odenwald.

Auch die Form der Glosse widmet sich Carl JuliusWeber nun im Jahre 2020. Der freie Journalist und Odenwald-Krimi-Autor Michael Lang, einst Königer („Kinnicher“) Bub`, besinnt sich nun dieses großen Philosophen.

 

(Foto/Scan: Reinhold Veit, HGV Bad König e.V.)     So könnte es atmosphärisch damals ausgesehen haben, das historische Gasthaus „Zum Ross“- wo Michael Lang den für drei Jahre in König wohnenden C. J. Weber zum „Schoppe-Trinke“ platziert.

 

 

 

Die „Carl Julius Weber-Glosse “ zum Schmunzeln aus dem Odenwald: „Kein Lokalpatriot“ Von Michael Lang (Quelle: Odenwälder Echo vom Mittwoch, 5. August 2020, Rubrik Odenwald /S. 9):

„Hier ruhen meine Gebeine, ich wollt`, es wären deine!“, hätte er gerne als Inschrift auf dem Steine an seinem Grabe gesehen. Doch die Verwandtschaft verwehrte jenem Karl Julius Weber, einem liberalen Schriftsteller seiner Zeit und für drei Jahre Regierungsrat im Königer Schloss, diesen Wunsch. Heute erinnert dort eine Gedenktafel an den Autor, der sich mit fortschrittlichem Gedankengut befasst hatte. Ein Ort zum Wohlfühlen war das spätere Bad für ihn nicht, denn er setzte in seinem Hauptwerk „Demokritos“, das er „die hinterlassen Schriften eines lachenden Philosophen“ untertitelt hatte, die folgenden Worte: „Nach dem Kongress 1799 starb mein Graf, der Kurfürst folgte bald darauf nach; mir blieb nichts übrig, als das, was ich als Stufe angesehen hatte, meine Regierungsrstsstelle zu König im Odenwald. Hier verlebte ich drei Jahre, wie sie sich niemand wünschte, von 1799-1802.“ Und noch süffisanter urteilte der Freidenker seiner Zeit: „Ich hatte bisher in der Welt gelebt, hier wohnte ich auch auf dem Dorfe.“ Wie jüngere Quellen ergeben haben, soll sich Weber im damals schon existierenden Gasthaus „Zum Ross“ an den Abenden mit mehreren Schoppen besten Apfelweins betäubt haben. Er musste ja nur den Berg hinab in die damalige Marktstraße. Von eventuellen Kapriolen auf dem Heimweg spricht die Chronik nicht.“

 

 

Das Gasthaus „Zum Ross“ im „modernen“ Gewand (Foto: Reinhold Veit)

 

 

(Bearbeitung: Reinhold Nisch, HGV Bad König e.V.- 17.08.2020)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bezug des Jahrbuches:

Das Büchlein kann wieder beim Odenwälder Buchhandel zum Stückpreis von 6,00 Euro erworben werden, selbstverständlich auch bei www.shop.gendi.de und hgv@ourewald.de

 

 

 

 

Heidi Banses „Büchelsche“ von vor hundert Jahren ist eine unentbehrliche Dokumentation auf das Jahr 1920

Wir sind der Bitte des benachbarten HGV Lützelbach e.V. gerne nachgekommen und veröffentlichen auf unserer Homepage den Hinweis auf das empfehlenswerte Chronik-Jahrbuch 1920 in der historischen Odenwald-Reihe „Vor hundert Jahren“. Autorin ist Frau Heidi Banse, zugleich stellvertretende Vorsitzende des HGV Lützelbach. 

(Hinweis: Seither ist in dieser HGV Lützelbach-Reihe nunmehr das Büchlein von 1924-also jetzt Ende des Jahres 2024- erschienen. Dank an die Heimatforscherin Heidi Banse!)

(Foto-Rechte: Heidi Banse, Michelstadt)

 

 

Vor hundert Jahren 1920 aus dem Centralanzeiger für den Odenwald  (Auszüge von Heidi Banse)

In diesem Jahr ist alles anders. 2020 wird sicherlich als Corona- Jahr in die Geschichte eingehen. Das vom Heimat- und Geschichtsverein Lützelbach e.V.  jährlich aufgelegte „Büchelsche“ erscheint in diesem Jahr nicht im Advent, sondern im Hochsommer, geeignet auch zur Lektüre auf dem Balkon. Es umfasst 64 Seiten und ist im örtlichen Buchhandel und direkt beim Verein unter hgv@ourewald.de zum Preis von 5 Euro erhältlich…

 

… Es gibt zwischen 1920 und 2020 viele Parallelen, und doch geht es uns besser als der Bevölkerung vor hundert Jahren. Nach den gerade überstandenen Kriegs- und Hungerjahren

wird nach einer Behebung der Wohnungsnot gesucht. Im Februar kommt es wegen Preistreibereien auf dem Papiermarkt zu einer Existenz-Bedrohung der Zeitungen. Im März wird über die Spanische Grippe als äußerst ansteckend berichtet und es wird vor allem vor der Übertragen durch Anhusten, Niesen und unmittelbare Berührung gewarnt. „Darum vermeide so viel wie du kannst, die Nähe von hustenden Personen zu Epidemiezeiten.“ Im April kommt die Nachricht von einer Geldlotterie „zum Pferde-, Fohlen- und Zuchtviehmarkt“ in Beerfelden. Im Mai beschließt der Erbacher Stadtrat, „den „Eulbacher Markt“ in diesem Jahre erstmals wieder abzuhalten. Auch das ‚Landw. Pferderennen’ soll wieder stattfinden.“ Dann kommt die Nachricht „Es gibt keine Nudeln mehr!“ Im Juni hören wir die betrübliche Nachricht „Wegen der zunehmenden Verbreitung der Maul- und Klauenseuche im Kreis … ist der Pferde- und Zuchtviehmarkt in Beerfelden verboten, ebenso der Erbacher Wiesenmarkt und das Gau-Turnfest. Aber im Juli findet ein Fußballspiel in Erbach statt. Im August herrscht „in König eine große Arbeitslosigkeit. Ein Teil der Zigarrenfabriken lässt nur noch 24 Stunden wöchentlich arbeiten.“ Im September hören wir „Die durch die Maul- und Klauenseuche angestellten Verwüstungen haben in der Provinz Starkenburg 17.160 Gehöfte betroffen.“ Im Oktober wird eine Quäker-Speisung für 1.000 bedürftige Kinder im Kreis vorbereitet. Im November werden Gedenksteine für die Gefallenen errichtet.

Im Dezember freut man sich in König über das „langersehnte elektrische Licht- und den Kraftstrom, sodaß der Ort allabendlich in hellem Licht erstrahlt.“ In Erbach wird die „Abgabe von Feuerwerkskörpern aller Art (Kanonenschläge, Frösche, Schwärmer, Zündblättchen usw.) und ihre Verwendung verboten“.

 

Pressehinweise:

„Vor hundert Jahren-  (das Jahr) 1920 aus dem Centralanzeiger für den Odenwald“ (Quelle: „Mümling-Bote“ vom 14. August 2020, S.7

 

„Als das Radio in den Odenwald kam- Heimat- und Geschichtsverein Lützelbach veröffentlicht weiteres 1924er Büchelsche“ (red)  (Quelle: Odenwälder Echo vom Dienstag, 3. Dezember 2024, Rubrik Odenwald, S.10) Darin u.a.: … im Juni 1924 belebte sich wieder der Kurbetrieb in (Bad) König … Und das ziemlich neue Freibad- unten an der Schwimmbadstraße- stand schon als noch neue Attraktion des Sommers auch für „kurende Sommerfrischler“ bereit. Es war übrigens das erste im damaligen Kreis Erbach i.O.!

 

Quelle: Foto Heidi Banse, nach: Odenwälder Echo vom Mittwoch, 12.08.2020/Rubrik Odenwald: „Das Jahr, in dem es keine Nudeln mehr gab“ (hi=Hink)

 

Die Pfeifen-Fabrikation Schum in Bad König im Odenwald

 

 

Wissenswertes zur einstigen Pfeifen-Fabrik Schum in der Jahnstraße (gegenüber der katholischen Kirche):

„Wer erinnert sich noch?“ (Von Katharina Haase, Bad König), in: „Nah dran! Thema „Neugier“ (Evangelische Kirchengemeinde Bad König/Dezember 2018-Januar 2019, 20. Jahrgang Nr. 6, S.20

 

       (Quelle: Archiv Georg Blumenschein Bad König, undatiert/Scan: Reinhold Veit)

 

Das Bad Königer Pfeifen-Geschenk für den Bundespräsidenten

Ein besonderes Pfeifen-Geschenk  für Bundespräsident Prof. Karl Carstens (Amtszeit: 1. Juli 1979- 30. Juni 1984/ Lebenszeit: 14. Dezember 1914- 30. Mai 1992) aus der Bad Königer Pfeifen-Fabrikation Ludwig Schum/ Jahnstraße dereinst gegenüber der katholischen Kirche

Karl Carstens bleibt auch während seiner Amtszeit als „Wander-Präsident“ in bester Erinnerung. So war dieser Bundespräsident auch in Bad König im Odenwald und ging u.a. vom „Forst-Hotel Bad König“ aus auf Wanderschaft, begleitet auf seinen vielfältigen „Deutschland-Wandertouren“ stets von einem großen Tross von Wanderfreunden.

 

 

 

 

 

Die spezielle Pfeifen-Ecke innerhalb des Heimatmuseums Bad König im Odenwald

 

(Sommer-Foto 2020: Reinhold Veit, HGV Bad König e.V.)

 

 

 

 

 

 

(Sommer- Foto 2020: Reinhold Veit, HGV  Bad König e.V.)

 

 

 

 

 

(23. Juli 2020)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gewissermaßen eine besondere historische Stätte:

(Bad) Königs erstes Spritzenhaus an der Ecke Kimbacher Straße/Mainstraße

Bad König im Odenwald. Unser historischer Foto-Zeitungs-Text von anno dazumal offenbart, dass man einst Veränderungsvorstellungen für das erste Königer Spritzenhaus vorsah. Im Jahr 2020 ist es immer noch gegenwärtig, und viele Bürgerinnen und Bürger der jüngeren Generation können davon verständlicherweise nichts wissen, gehen, fahren achtlos daran vorbei. Das Mauerwerk, einst errichtet mit Odenwälder Buntsandstein ist noch deutlich erkennbar und auch die Dachkonstruktion wäre heutzutage gewisser maßen wieder aktuell. Lediglich die Tür bzw. Zufahrt wurde früher (leider) durch andere Bausteine ersetzt und durch stählernes Tor eingebaut.

Daneben kündet noch ein Brunnen vom einstigen historischen König. Es bleibt noch zu sagen: Anderes Davorstehende und Hängende ist „der Moderne“ geschuldet.

 

 

So sieht es in diesem besonderen Sommer 2020 aus, das erste „Kinnicher Spritzenhaus“  (Aufnahme:Reinhold Veit, HGV Bad König e.V.)

 

 

 

Und so vor paar Jahrzehnten …

Und wir  können feststellen, dass sich im äußeren Vergleich nicht viel verändert hat.

Es gehört einfach zur Geschichte der Bad Königer Feuerwehr dazu, symbolisiert mithin die Ursprünge des hiesigen Löschwesens der Feurwehrleute von hier.

 

Alte Bad Königer und Bad Königerinnen können sich ergänzend noch daran erinnern, dass hier auch davor an der Kimbacher Straße eine Milchabhol-Stelle vorhanden war, denn es gab noch in der Umgebung Bauernhöfe mit Viehbestand.

 

(Quelle: Odenwälder Heimatzeitung, Foto: hop, undatiert/ Scan: R. Veit)

(Hinweis: Diese Seite befindet sich noch im weiteren Aufbau.)

 

 

„Goldenes Geburtstagskind“ des Jahres 2020: Die heutige Carl-Weyprecht-Schule Bad König im Odenwald war vor 50 Jahren als neue Mittelpunkt-Schule „oben auf dem Berg“ gestartet.

 

 

 

(Sämtliche Aktuell-Fotos/historische Artikel-Scans auf dieser Themen-Seite: Reinhold Veit, Heimat- und Geschichtsverein Bad König e.V)

 

Die jetzige Carl-Weyprecht-Schule Bad König ging aus der neuen Mittelpunkt-Schule des Jahres 1970 hervor. Das aktuelle Foto (R. Veit) zeigt den gesamten Gebäudetrakt mit der modernen, ganz zuletzt errichteten CWS-Arena (ganz links) und dem gesamten großzügigen Areal sowie  den weiteren (auch sportlichen) Außen-Anlagen im Hintergrund.

 

 

 

 

 

 

 

Historische Zeitungs-Artikel von vor 50 Jahren: Das „Archiv Georg Blumenschein“ gibt viel Wissenswertes vom Start der neuen Mittelpunktschule in Bad König im Odenwald preis!

 

 

 

 

 

 

 

 

Hauptportal mit breitem Treppenaufgang zum Areal der Carl-Weyprecht-Schule Bad König mit Seitentreppe zur Schulverwaltung/Schulsekretariat etc.

 

 

Großer CWS-Gebäudetrakt mit vielen modernen Klassensälen (Ostseite), dort auch die Zufahrt zum großen Busbahnhof (An- und Abfahrt der Schulbusse)

 

 

Homepages aller Schulen in Bad König im Odenwald:

www.carl-weyprecht-schule.de

www.georg-vetter-schule.de

www.grundschulebadkoenig.de

www.waldbachschule-zell.de

(Alles ohne Gewähr- Stand: 16.07.2020)

 

Zur  historischen Persönlichkeit von Carl Weyprecht, aber auch zum Odenwälder Heimatmaler Georg Vetter verweisen wir auf die diversen Themenseiten dieser Homepage www.hgv-badkoenig.de  Beide haben ihre letzten Ruhestätten auf dem kernstädtischen Friedhof (Ensembleschutz-Areal) gefunden.

 

 

 

 

 

 

 

Schauen Sie sich bitte auf dieser Homepage www.hgv-badkoenig.de weitere Themenseiten „rund um Schule in Bad König“ an, so zum Beispiel:

 

Pressehinweise/Presseberichte zur Carl-Weyprecht-Schule Bad König/Odenwaldkreis:

„Vor 50 Jahren: Von der `neuen Mittelpunktschule` Bad König zur Carl Weyprecht-Schule als Integrierte Gesamtschule“ (Quelle: „Mümling-Bote“ für die Unterzent vom 21. August 2020, S.4)

„Schulen öffnen im Odenwald- Wie an der Bad Königer Carl-Weyprecht-Schule sind im ganzen Kreisgebiet die jüngeren Jahrgänge an die Bildungsstätten zurückgekehrt, nachdem das neue Modell des Landes für die Stufen eins bis sechs Präsenzunterricht im Wechsel vorsieht“.  (Titelseite) Tageweise ein bisschen Normalität- Wie die Bad Königer Carl-Weyprecht-Schule den nun in Hessen geltenden Wechselunterricht organisiert“ Von Jörg Schwinn  (Quelle: Odenwälder Echo vom Dienstag, 23. Februar 2021, Rubrik Odenwald, S. 9:; dort auch der Kommentar „Lokal stark- Jörg Schwinn zum Beginn des Wechselunterrichtes“)

 

 

 

 

Weitere Artikel auf dieser Homepage www.hgv-badkoenig.de:

Historisches Bildungswesen (Bad) König im Odenwald: Schülerin Anna Krämer in der Fortbildungs-Schule zu König im Odenwald während der Weimarer Republik

Historisches Bildungswesen Bad König im Odenwald: Lehrerinnen und Lehrer-Foto anno dazumal

 

 

 

(Zusammenstellung: Heimat- und Geschichtsverein Bad König e.V.- Stand:17.03.2021)

Bad König im Odenwald. Der Status als „Bad“ wird in Bälde kommen. Wir schreiben das Jahr 1947 (Aufnahme-Jahr des Fotos). Zur Geschichte des historischen Fotos selbst gibt uns Horst Friedrich, eine der federführenden Personen der „Stolperstein-Initiative“ und HGV-Mitglied, Antworten: Das Foto stammt aus New York von Tracy Powell- Rudy, welche im vergangenen November 2019 zu Besuch hier in Bad König weilte. Es stammt aus dem Nachlass ihrer Großeltern. Der Großvater jüdischen Glaubens, Herr Jacob Marx, wohnte früher in der Bahnhofstraße, wo heute der Komplex Voba-Galerie/Ärztezentrum sich befindet (Flucht der Familie 1939 nach Amerika). Das Nachkriegsfoto von 1947 wurde vor dem Haus Friedrich-Ebert-Straße 2-

so Horst Friedrich- aufgenommen, wo heute Frau Dr. med. Regina Beckenhaub- Walther mit Familie wohnt. Eine Bad Königer Gruppe um Katharina Haase, Albrecht Hegny und Frau Dr. med. Beckenhaub- Walther konnte auf dem historischen Foto lediglich die Dame ganz rechts identifizieren, was aber vom „zeitlichen Abstand“ schon enorm ist. Es ist die frühere Zahnärztin Frau Spieß, welche zu dieser Zeit hier wohnte und mit ihrem Gatten dort auch eine zahnmedizinische Praxis besaß. Die große Bitte: Wer sich vielleicht noch an die anderen Personen erinnern kann oder eine Kenntnis „durch Weitererzählen durch damals Ältere“ bekam bzw. einen „Hauch von Ahnung“ hat, der soll sich doch bitte bei Herrn Horst Friedrich hier in Bad König melden. Was aber als gesichert gilt: Die Aufnahme wurde in der „wärmeren Jahreszeit“ gemacht, und zwar im September 1947! (Vgl. Sie bitte dazu die handschriftliche Notiz auf der Rückseite- unten.)

Ihr Heimat- und Gechichtsverein Bad König e.V.

 

 

 

Handschriftlicher Vermerk auf der Rückseite des Fotos von 1947 /Foto im Besitz vonFrau Tracy Powell-Rudy/New York- United States of America

 

Spies, König

September 1947

Hof-Eingang    (eingerückt)

ganz außen links

meine 18 Nichte (eingerückt)    *

* Diese untere Text-Zeile ist in Gänze nicht abgesichert: Könnte Herr Spies- der Fotograf ?- und der Zahnarzt-Gatte der Zahnärztin Spies (die auf dem Foto ganz rechts als einzige Person identifiziert wurde) damit seine,  d. h. „meine 18 (jährige) Nichte“ gemeint haben?