Bad König im Odenwald. Das größere Porträt* zeigt den Landschaftsmaler Johann Rudolf Follenweider (1774-1847), der das älteste Gemälde vom damaligen König im Odenwald schuf.
Wann wurde das einzigartige (Bad) König- Gemälde von Johann Rudolf Follenweider geschaffen?
Der folgende Eintrag in www.personenlexikon.bl.ch könnte uns näheren Aufschluss geben:
Johann Rudolf Follenweider
* 29.12.1774 – † 03.11.1847
Beruf: Kunstmaler, Zeichenlehrer
Voller Name: Johann Rudolf Follenweider
Konfession: reformiert
FOLLENWEIDER Johann Rudolf, geb. 29.12. 1774 Basel, gest. 3.11.1847 Basel, ref., von Oftringen SO. Sohn des Johann Jakob, Seidendoppler, und der Barbara Matthis. Heirat 1815 Katharina Birmann von Basel. Schulen und kaufmännische Lehre in Basel; Ausbildung zum Landschafts- und Porträtmaler in Basel und Paris. Lebt und arbeitet während der Kriegsjahre von 1798 bis etwa 1802 in Heidelberg und Mannheim*, danach im Berner Oberland und in der Zentralschweiz. Zeichenlehrer an der kunstgewerblichen Schule von Freiburg i.Br. 1819-22. Lässt sich 1823 in Basel nieder. Beliebter Landschaftsmaler. Stellt verschiedene Ansichten und Szenerien auch aus dem Baselgebiet dar. Veröffentlicht Zeichenlehrgänge und in Aquatintamanier geätzte, handkolorierte Veduten der Umgebung Basels, so etwa von St. Margarethen und der Burgen Birseck, Pfeffingen und Angenstein. Lit.: Pellegrini Isidor in: SKL 1, 468 (mit Werkverzeichnis). – BasJ 1970, 221-230. – Spiess-Schaad, Hermann in: BHB 12, 1973, 290-99.
Dieser Text ist aus: Birkhäuser, Kaspar: Das Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft. Liestal 1997.
* Da der Baseler Künstler im Zeitraum von 1798 bis etwa 1802, also in einem Korridor von maximal 60 Monaten in Heidelberg bzw. Mannheim lebte, eher aber davon auszugehen ist, dass es paar Monate weniger davon sind, können wir den statistischen Mittelwert bestimmen, die Aussage treffen- dieser Art mangels brieflichen Dokumenten, dass es um 1800 gewesen sein mag, dass J.R. Follenweider eher von Heidelberg aus das idyllisch gelegene König im Odenwald entdeckte und von östlichem Blickwinkel das überschaubare Zentrum landschafts- und waldhintergrundbetont umgeben zeichnerisch festhielt. (Reinhold Nisch)
(*Scans: R. Veit/HGV Bad König e.V./Der interessierten Öffentlichkeit/Forschung frei zugänglich insgesamt durch die Merian-Stiftung im Internet.)
Bitte beachten Sie auch die weiteren zur Thematik „Älteste Bad Königer Landschaftsmalereien“ vom HGV Bad König
erarbeiteten Berichte auf dieser Homepage.)
Kurzer biografischer Lebenslauf von Johann Rudolf Follenweider:
1774 Am 29. Dezember in Basel geboren als Sohn des aus Oftringen stammenden Johannes Jakob und der Barbara
Follenweider, geb. Mathis
1775 1.Janauar: Taufe in Sankt Elisabethen
1790 Peter Birmann reist dreimal zum Einkauf von Gemälden, Miniaturen und anderen Kunstgegenständen nach
Paris: Möglicherweise dient ihm Follenweider dabei als Gehilfe
1798 Aufenthalt in Heidelberg
1802 In Mannheim
1805 Teilnahme an der Ausstellung der Zürcher Künstler-Gesellschaft mit dem Aquarell „Die Stadt Heidelberg“
1810 Mehrere Monate im Berner Oberland, mindestens zum Teil im Auftrag Marquard Wochers: Follenweider
liefert Detailzeichnungen und Ergänzungen zu Wochers Thuner Panorama (1808/09-1814).
Briefe Follenweiders vom 26. April und 13. August von Hofstetten (bei Brienz) an Wocher
1811 Follenweider wohnt, wahrscheinlich wieder in den Sommermonaten, in Thun (im Haus des Pfarrhelfers)
und erledigt einzelne Aufträge Wochers (Brief Wochers an Follenweider, 7. Mai 1811)
1812 Teilnahme an der Ausstellung der Zürcher Künstler-Gesellschaft mit dem Aquarell „Scherzlingen bei Thun,
mit dem Stockhorn im Hintergrund“
1815 Heirat mit Anna Katharina Birmann (geb. 1783), einer Cousine von Peter Birmann (1758-1844)
1816 Geburt des Sohnes Albrecht (1816-1890)
1817 Geburt des Sohnes Rudolf (1817-1887)
1819 Geburt der Tochter Anna Maria Margreth (1819-1823)
1819-22 In Freiburg im Breisgau: Arbeiten für den Herder-Verlag („Ansichten der Stadt Freiburg im Breisgau
und ihrer Umgebung“, Heft 1, 1821, Heft 2, 1823. 1823 erscheinen 10 Veduten der nicht fortgeführten Publikation
„Das Grossherzogtum Baden in 36 malerischen Ansichten“)
1823 Wieder in Basel. Tod des Töchterchens Maria; Geburt des Sohnes Adolf
1828 Herausgabe der sechs Hefte des Zeichenlehrganges (mit 36 Kreidelithographien). – Illustrationen für das
Rauracis-Taschenbuch von 1828
1830/31 Illustrationen für das Rauracis-Taschenbuch
1838 Teilnahme an der Ausstellung der Zürcher Künstler-Gesellschaft mit „Der Laubstock im Haslithal“ und
„Oberhofen am Thunersee“
1847 Am 3. November in Basel gestorben
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Biografische Daten zu Sohn Adolf Follenweider (1823-1895):
1823 Am 20.Juli in Basel geboren als Sohn des Johann Rudolf und der Anna Katharina Follenweider, geb. Biermann
1839 Lehre bei Hieronymus Hess (1799-1850)
1840-48 Arbeit im Atelier des Vaters
1848/49 Studienjahr in München in der Malerschule des Porträtisten Joseph Bernhardt (1805-1885)
1849 Rückkehr nach Basel
1868 Heirat mit Bertha Otto (1838-1915), Geburt der Tochter Bertha Maria Follenweider (1868-1890)
1895 Am 27. August in Basel gestorben
Quellennachweis:
Beide Kurzbiografien wurden dem Ausstellungskatalog „JOHANN RUDOLF FOLLENWEIDER (1774-1847)
UND SEIN SOHN ADOLF FOLLENWEIDER (1823-1895) – Die Schenkung Hermann und Maja Spiess- Schaad“
(Kunstmuseum Basel -Kupferstichkabinett 6. August bis 2. Oktober 1983), S. 7f. (Kunstmuseum Basel, Herstellung
Gustav Gissler Basel, ISBN 3-7204-0025-5, 1983) entnommen.
Gewesene Genies
im Rhein-Main-Neckar-Odenwaldbereich * (Lyrik)
Im Pendel der diversen Genial-Biografien
an den Schnittstellen des 18./19. Jahrhunderts
sind exemplarisch in Erinnerung zu rufen:
Johann Rudolf Follenweider
Carl Philipp Fohr
Carl Ludwig Seeger
Georg Büchner
Oft in Überschneidungsbiografien,
doch wer wusste denn vom anderen,
in der Internetkanalverschlossenheit.
Schnittstellen in der Regionalität
von Darmstadt, Heidelberg, dem Odenwald-
(Bad) König zweimal inklusive-
dem Rhein-Main-Gebiet, München
gar der Schweiz in Basel und Zürich,
partikular Italien und Rom als Singularität im Tragischen.
Geboren,
um zu laufen.
Born
to run.
Und zu wirken.
Danke.
Thank you so much.
Reinhold Nisch
*Quelle : Johann-Friedrich Huffmann (Hrsg.): Wenn Worte blühen-Literatur de luxe (Band 1), Frieling-Verlag (ISBN 978-3-8280-3431-0) Berlin 2018 (1.Auflage), S.221
Auch als E-Book erhältlich (ISBN 978-3-8280-3432-7).
Übergeordnet zur Prägung des Waldes bzw. der Landschaft in der deutschen Frühromantik:
Thomas Meier: Der Wald als deutscher Sehnsuchtsort/Mythos – Im Bann der Romantik/Römischer Schreiber Tacitus begründete den Ruf des germanischen Forsts, in: Odenwälder Echo vom 13. August 2018, Rubrik Kultur, S. 20
So schreibt der Autor darin: “ Doch erst mit Beginn der Romantik Anfang des 19. Jahrhunderts wird der Wald- es ist in etwa die Zeit des Aufenthaltes Johann Rudolf Follenweiders in König im Odenwald und am Neckar in Heidelberg und Umgebung etwa bei Mannheim– der lange Zeit als unheimlich und Heimat der Räuber gilt, zum Sehnsuchtsort. Der Schriftsteller Ludwig Tieck prägt erstmals in seinem Kunstmärchen „Der blonder Eckbert“ (1797) den von ihm positiv gemeinten Begriff der „Waldeinsamkeit“. Dieser sollte später auch bei Eichendorff bis hin zu Heinrich Heine zum Schlüsselwort der Romantik werden. Die Natur wird beseelt, der Wald wird auch in der Malerei und anderen Künsten identitätsstiftend… („Wald als Gegenpol der sozialen Zivilisation“ nach Bunzel)