Historie zur Stadtgeschichte Bad Königs: Knieendes 50-Pfennig-Mädchen
Bad König. In der Elisabethenstraße befindet sich rechter Hand eine künstlerische Rarität an der Zufahrt zum heutigen Anwesen des Ehepaares Dörsam.
Denn die rechte Wand offenbart eine Nachformung – damals in den frischen Beton- mit einer Schablone vergrößert nachentwickelt, welche die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger zuhauf in ihren Geldbörsen hatten, damit bezahlten oder als Wechselgeld erhielten.
Gemeint ist das damals- vor der Einführung des Euro- zig millionenfach vorhandene und berühmte Mädchen auf der 50-Pfennig-Münze.
Jedenfalls hatte das vergrößerte Kunstwerk dereinst der damalige Eigentümer des Anwesens, Herr Heinrich Schäfer, dessen Familie Landwirtschaft ebenso betrieb wie eine Bierlagerstätte auf dem damaligen Anwesen, deshalb „Bier-Schäfer“ im früheren König genannt. Heinrich Schäfer gab später hauptberuflich die Landwirtschaft auf und fand in mittleren Jahren nach Umschulung und einer weiteren Ausbildungslehre eine Anstellung beim Wasserwerk der Gemeinde bzw. Stadt Bad König.
Und wie war nun die Geschichte dieser silberfarben ausschauenden 50-Pfennig-Münze? Da schreibt die Journalistin Monika Nellessen: „Eine junge Frau pflanzt einen Baum. Ein Symbol für Zuversicht und Wachstum. Millionen Deutsche kennen dieses Bild, trugen es auf der Rückseite des 50-Pfennig-Stücks im Portemonnaie bei sich. Wer die 50-Pfennig-Frau war, wurde erst fast 40 Jahre nach der Erstprägung der Münze im Jahr 1949 bekannt: Gerda Joe Werner, Tochter eines Darmstädter Polizisten, hatte ihrem Mann, dem Bildhauer und Maler Richard Martin Werner, Modell gestanden. Als `Baumpflanzerin` wurde die Kunstlehrerin zur Verkörperung des Wiederaufbaus… Heute gibt es die 50-Pfennig-Münze (aus den bekannten Gründen) nicht mehr… Was Gerda Jo Werner dazu sagen würde, können wir nicht mehr fragen. Sie ist 2004 in einem Seniorenheim in Oberursel gestorben.“ (Monika Nellessen : „Wohlstand für alle“, in: „Odenwälder Echo“ vom 16. Juni 2018, Rubrik Leben, Seite 3.
Dort befindet sich auch der interessante Bericht von Monika Nellessen: „Der Tag, als die D-Mark kam/Aus der Währungsreform vor 70 Jahren machte Ludwig Erhard das Wirtschaftswunder. Was uns der Vater der Sozialen Marktwirtschaft lehrt.“ („Odenwälder Echo“ v. 16. Juni 2018, Seite 3)
Der Währungsreform heute vor 70 Jahren (Juni 1948) in den damaligen Westzonen stellt die Journalistin Ulrike Herrmann einen sehr kritischen Bericht gegenüber: Ulrike Herrmann, Das D-Mark-Märchen-Heute vor siebzig Jahren begannen sich in den Westzonen wie von Zauberhand wieder die Schaufenster zu füllen: Die DM war da! …(Quelle: taz vom Mittwoch, 20. Juni 2018, S. 11):
(Zitat aus Kasten) „Währungsreform und Erhard: Am 20. Juni 1948, einem Sonntag, gab es 40 D-Mark pro Kopf, einige Wochen später noch einmal 20 D-Mark. Die Sparguthaben wurden um 93,5 Prozent abgewertet, diese Regel galt nicht für Unternehmen. Gleichzeitig wurden auch die Schulden entwertet, sie reduzierten sich auf 10 Prozent. Sachwerte waren nicht betroffen: Immobilien oder Fabriken behielten ihren Wert. Die Verlierer waren also vor allem Besitzer von Geldguthaben. Daher war ein `Lastenausgleich` vorgesehen. Dieses Gesetz trat aber erst 1952 in Kraft und war so gestaltet, dass es die Vermögenden nicht stark belastet hat.“